Montag, 1. August 2011

Die Zeche bezahlt also immer der Staat?

Soviel vorweg:

In den USA haben es die Politiker wieder einmal geschafft, zu Lasten des Staates Spekulanten und Finanzhasardeure zu bereichern.

"Das Wort Politik bezeichnet die Angelegenheiten, die die Einrichtung und Steuerung von Staat und Gesellschaft im Ganzen betreffen. Es umfasst dabei alle Aufgaben, Fragen und Probleme, die den Aufbau, den Erhalt sowie die Veränderung und Weiterentwicklung der öffentlichen und gesellschaftlichen Ordnung anbelangen." (Wikipedia)

Das folgende Interview (man beachte das Datum) zeigt nun sehr deutlich, wie einseitig und ausschließlich auf ihre Belange ausgelegt, Finanzjongleure den obigen Politikbegriff interpretieren. Bemerkenswert finde ich diese schon unverschämte Offenheit darüber, dass der Staat in jedem Fall geschröpft werden wird.

„Politik ist immer schmutzig“

27.07.2011, 15:57 Uhr / Handelsblatt

Im Schuldenstreit der USA werde die Politik die größte Katastrophe verhindern, glaubt Bob Doll. Im Interview mit Rolf Benders rät der Chefstratege von Blackrock (Anmerk.: Blackrock ist ein Finanzberater) gerade jetzt zum Kauf von Aktien. von Rolf Benders

Herr Doll, die USA steuern auf einen Zahlungsausfall zu, und die Märkte sind überraschend ruhig. Wie kann man sich das erklären?

Weil die Märkte die Antwort wissen. Es wird keinen Zahlungsausfall geben! Die Geschichte lehrt, dass Politiker sich noch immer um fünf vor zwölf geeinigt haben. Manchmal wurde es auch kurz nach zwölf, aber sie haben die Katastrophe immer verhindert.

Aber der Stand der endlosen Diskussionen in Washington spricht eine andere Sprache, oder?

Politik ist immer schmutzig. Sie geht nie den geraden Weg, aber am Ende kommt eine Lösung heraus, die zumindest das Schlimmste verhindert.

Wie wird die Lösung in Washington aussehen?

Im Detail kann das niemand sagen. Aber es scheint so, als würde das Schuldenlimit erhöht, eine echte Sanierung des Haushalts jedoch verschoben. Das heißt, es wird keinen Zahlungsausfall geben, aber das Risiko einer Herabstufung der USA von "AAA" auf "AA" bleibt.

Rechnen Sie damit, dass Ihre Kunden sich bei einer Herabstufung im großen Stil von US-Staatsanleihen trennen?

Im Moment werden genau darüber Gespräche geführt. Die Einstellung der großen Mehrheit der Kunden ist: "Wir wissen seit langem, dass US-Staatsanleihen in Wirklichkeit nur noch mit 'AA' einzustufen sind. Warum sollen wir sie verkaufen?"

Das heißt, im Fall des Falles passiert nichts?

Damit kein Missverständnis aufkommt: Wenn die US-Bonität herabgestuft wird, werden das sehr unangenehme Tage an den Märkten. Ich will kein rosarotes Bild malen. Was ich sagen will, ist, dass jetzt schon Gespräche laufen, um die Folgen abzumildern. Wie im Fall Griechenland haben die Märkte Zeit, sich auf eine mögliche Herabstufung der USA einzustellen.

Welche Auswirkungen hat die Debatte auf das ohnehin schon schwache Wachstum in den USA?

Der exzessive Fokus auf das Thema Schuldenlimit war sicher nicht positiv. Das ist nicht das Umfeld, in dem Firmen und Privatleute investieren oder Geld für Konsum ausgeben.

Soweit das Interview. Ich frage mich, was meinen solche Menschen wie Herr Doll, wenn sie von der Politik sprechen? Den Staat? Und wie passen dann deren Marktsichtweisen mit den Eingriffen des Staates zusammen? Ich dachte immer, dass sich die Märkte selbst regulieren. Das würde aber bedeuten, dass die Damen und Herren Spekulanten die Zeche ihres Spekulierens auch selbst bezahlen, oder? Tun sie aber nicht! Schreien nach dem Staat, wenn sie ihre "Gewinne" nicht bekommen. Ferner frage ich mich, was an Politik, folge ich dem obigen Begriff, schmutzig sein soll?

Den Schmutz fügen Herren wie Herr Doll oder Damen in ähnlicher Position der Politik zu. Ihre Erfüllungsgehilfen, unsere "Politiker", tun das Ihre dazu, damit aus einem reinen Begriff, ein eklig stinkender Sumpf wird.