Donnerstag, 28. Juni 2012

Ein "weiterführender" Gedanke? Inklusion?

Ein "weiterführender" Gedanke?

Warum landen wir, wenn wir über "Inklusion" (Begriff aus der deutschen Übersetzung der UN-Konvention vom 3 May 2008, No. 44910) reden, immer wieder bei den monetären Gegebenheiten?

Ich stelle mal keck die Behauptung auf, Inklusion ist eine Bewusstseinsfrage und keine institutionelle Aufgabe … und ist für kein Geld dieser Welt zu kaufen. Es wird allerdings noch sehr viel Geld kosten, die Grundvoraussetzungen überhaupt herzustellen.

Natürlich haben sich Institutionen dem Prozess zu stellen, aber es ist nicht ihre vorrangige Aufgabe. Ihre Aufgabe ist es, unter den derzeitigen Verhältnissen den Menschen eine Möglichkeit zu geben, sich soweit als möglich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen.

Dass Behinderte ein selbstverständlicher und voll respektierter Teil unserer Gesellschaft werden und menschenwürdig leben können, setzt das Bewusstsein aller voraus.

Solange selbst ich (und das bis heute), weit über die Grenzen meines ästhetischen Empfindens hinausgehen muss, wenn ich in einer unserer Kantinen essen gehe und ich einen pöbelnden, besoffenen, geistig behinderten Rollstuhlfahrer anders beurteile, als sein "nicht behindertes" Pendant, hat Inklusion bei uns keine Chance.

Wenn unsere Gesellschaft (sprich ich) dann mal so weit sein wird, die

Eigenartigkeiten Behinderter

so hinzunehmen, dass sie nicht mehr eigenartig sind, dann kann man die Existenzberechtigung von Institutionen, die sich um das Wohlergehen Behinderter kümmern, hinterfragen. Aber keinen Tag früher.

Die derzeitige Diskussion, an der wir uns, meiner Meinung nach, ungerechtfertigter Weise und in meinen Augen "inklusionsschädlich" beteiligen, weil es um nichts anderes geht, als Kostenreduktion, wird auch nichts weiter hervorbringen als diese Reduzierung der Kosten. Wenn aber Kostenreduktion das vorrangige Ziel ist, wie ich vermute, dann hat Inklusion schon gar keine Chance bei uns.