Sonntag, 11. April 2010

Kurzform dessen, was Frau Schmidt schreibt

Für Alle, die noch immer rätseln, wie wir zu dieser "(Finanz-)Krise" gekommen sind, und sich nicht durch Frau Schmidts Buch lesen wollen, eine eingängliche Erklärung:

FINANZKRISE FÜR ANFÄNGER
Mandy besitzt eine Bar in Ottensen. Um den Umsatz zu steigern, beschließt sie, die Getränke der Stammkundschaft -hauptsächlich alkoholkranke Hartz IV Empfänger- auf den Deckel zu nehmen, ihnen also Kredit zu gewähren. Das spricht sich in Ottensen schnell herum und immer mehr Kundschaft desselben Segments drängt sich in Mandy's Bar.
Da die Kunden sich um die Bezahlung keine Sorgen machen müssen, erhöht Mandy sukzessive die Preise für den Alkohol und erhöht damit massiv ihren Umsatz.
Der junge und dynamische Kundenberater der lokalen Bank bemerkt Mandy's Erfolg und bietet ihr zur Liquiditätssicherung eine unbegrenzte Kreditlinie an. Um die Deckung macht er sich keinerlei Sorgen, er hat ja die Schulden der Trinker als Deckung. Zur Refinanzierung transformieren top ausgebildete Investmentbanker die Bierdeckel in verbriefte Schuldverschreibungen mit den Bezeichnungen
SUFFBOND(R), ALKBOND(R) und KOTZBOND(R).
Diese Papiere laufen unter der modernen Bezeichnung SPA Super Prima Anleihen und werden bei einer usbekischen Online Versicherung per Email abgesichert. Daraufhin werden sie von mehreren Rating Agenturen (gegen lebenslanges Freibier in Mandy's Bar) mit ausgezeichneten Bewertungen versehen.
Niemand versteht zwar, was die Abkürzungen dieser Produkte bedeutet oder was genau diese Papiere beinhalten, aber dank steigender Kurse und hoher Renditen werde diese Konstrukte ein Renner für institutionelle Investoren. Vorstände und Investmentspezialisten der Bank erhalten Boni im dreistelligen Millionenbereich. Eines Tages, obwohl die Kurse immer noch steigen, stellt ein Risk Manager (der inzwischen wegen seiner negativen Grundeinstellung selbstverständlich entlassen wurde) fest, dass es an der Zeit sei, die ältesten Deckel von Mandys Kunden langsam fällig zu stellen.
Überraschenderweise können weder die ersten noch die nächsten Hartz IV Empfänger ihre Schulden, von denen viele inzwischen ein Vielfaches ihres Jahreseinkommens betragen, bezahlen. Solange man auch nachforscht, es kommen so gut wie keine Tilgungen ins Haus. Mandy macht Konkurs. SUFFBOND(R) und ALKBOND(R) verlieren 95%, KOTZBOND(R) hält sich besser und Stabilisiert sich bei einem Kurswert von 20%. Die Lieferanten hatten Mandy extrem lange Zahlungsfristen gewährt und zudem selbst in die Super Prima Anleihen investiert. Der Wein- und der Schnapslieferant gehen Konkurs, der Bierlieferant wird dank massiver staatlicher Zuschüsse von einer ausländischen Investorengruppe übernommen. Die Bank wird durch Steuergelder gerettet. Der Bankvorstand verzichtet für das abgelaufene Geschäftsjahr auf den Bonus.
Ähnlichkeiten mit eventuell wahren Gegebenheiten sind zufällig und keineswegs beabsichtigt.... Aber so oder so ähnlich muss es wohl gewesen sein!!!!

Frau Schmidt schreibt

Jetzt "schreibt" die Tochter vom "allseits beliebten" Altbundeskanzler ein Buch. Der Titel verwirrt schon: "Markt ohne Moral". Er suggeriert dass "der Markt" eine Moral haben könnte. Wie sollte er denn dazu kommen? Moral ist an Menschen gebunden. Wer von diesen Marktteilnehmern sollte denn eine Moral (außer der der unbedingten Bereicherung) haben und vor allen Dingen: woher?
Schlimm wird es aber im Untertitel: "Das Versagen der internationalen Finanzelite". Was, bitte schön, ist eine "Finanzelite"? Für das, was sie damit meinen könnte, gibt es schon Begriffe (Betrüger, Steuerhinterzieher, Spekulanten und Adjektive, wie gewissenlos, selbstsüchtig, herzlos, grausam).
Der Hinweis ihres Verlages auf ihren Vater soll dann ein weiteres suggerieren: Seriosität. Aber erinnern wir uns: Helmut Schmidt war einer der Wegbereiter der Zügellosigkeit dieser verantwortungslosen "Elite".
Ein Buch aus dem Hause Schmidt wird wohl nicht dazu beitragen, dass sich die Verhältnisse ändern.