Dienstag, 18. Januar 2011

Eröffnung einer Diskussion

Liebe Leute,
ich möchte mit euch ins Gespräch und die Diskussion kommen, weil ich mich seit einiger Zeit mit dem Zustand unserer Beziehungen, Freundschaften, Gesellschaft, Gemeinschaft und Welt beschäftige. Meine Erkenntnis ist niederschmetternd, weil ich sehe, wie wir uns selbst zerstören.
Jetzt erhält meine lange Reise durch die Relationen Futter aus Frankreich, wo der 93jährige Stéphane Hessel in seinem "Buch" "Indignez-vous" (innerhalb weniger Monate 900.000 Mal verkauft) diejenigen, denen ein menschenwürdiges Leben wichtig ist, dazu aufruft, sich über den Zustand ihrer Welt zu empören.
Er spricht mir in vielem voll aus der Seele, wenn er darüber schreibt, … dass der Sozialstaat ausgehöhlt wird, … dass Ausländer stigmatisiert werden, … dass die Gier der Banker das Sozialwesen ruiniert, … dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auf geht, dass wir unseren Planeten zerstören usw. Bevor ich über ihn auch nur ansatzweise gehört hatte, war meine Empörung über diesen beschriebenen Zustand für mich in jeder Hinsicht erfahrbar.
Das, was mich depressiv macht, ist, dass es bei uns in Deutschland nicht einmal den Ansatz zu einer solchen Auseinandersetzung, die über die Biertische hinausgehen würde, gibt. Seit 2008 hocke ich auf einem Interview mit Robert Reich (http://www.stern.de/wirtschaft/news/unternehmen/robert-reich-wir-sind-einen-teufelspakt-eingegangen-608069.html) und seit dem gärt diese Empörung vor sich hin.
Nun weiß ich aus Erfahrung, dass Empörung der erste Schritt zu blindem Engagement ist und würde mir heute wünschen, dass wir nachdenken, uns über unsere Erkenntnisse austauschen und dann zu einem gemeinschaftlichen Handeln kommen, um unseren Beitrag zu einem sozialen Gemeinwesen beizutragen.
Es kann doch nicht angehen, dass z.B. eine Mehrheit in Deutschland stolz darauf ist (Dank der gleichgeschalteten Medien),
• dass wir die Rente mit 67 einführen, während die "faulen" Franzosen, Spanier, Portugiesen und Schweden noch vor Vollendung des 60sten Lebensjahres in den Ruhestand wechseln,
• dass unsere Banken unanständige Gewinne zu Lasten der Ärmsten machen,
• dass unsere Politiker (Schröder, Fischer usw.) unmoralisch sind und unsere Ethik mit Füßen treten,
• dass wir Krieg führen,
• dass wir Weltmeister in der Produktivität und im Export sind,
ohne dass wir uns Gedanken dazu gemacht haben, wem das eigentlich dient, wer denn eigentlich Vorteile daraus hat, dass das so ist und wie wir gedenken, dass es besser gemacht werden könnte.
Ich möchte dazu aufrufen, Thema für Thema durchzugehen, es dialogisch zu untersuchen und Erkenntnisse zu sammeln und uns nicht verleiten zu lassen, Kurzschlüsse zu erzeugen.
Es ist schließlich unsere Welt, in der wir zu leben haben.