Dienstag, 21. Februar 2012

Die TAZ am 03.02.2012 "Einmal Werkstatt immer Werkstatt"

Was haben WfbM der TAZ angetan? Was betreibt die TAZ, ohne genügendes Wissen,eine Position zu verbreiten, die für einen Großteil der behinderten Menschen in katastrophalen Zuständen enden wird. Ich würde es den Reportern, Redakteuren und "Journalisten" empfehlen, mal eine Woche in einer WfbM-Gruppe (nur) zu hospitieren, gar nicht verantwortlich zu arbeiten, damit sie nur einen Hauch von Ahnung von dem bekommen, über das sie schreiben ... und unverantwortlich, massenhaft unter die Leute zu bringen. Und damit die TAZ vielleicht überhaupt etwas mitbekommt, sollten sie mal 2 Beschäftigte aus dem unteren Drittel in ihrer Redaktion "beschäftigen", gar nicht in Arbeit bringen.

Die Politik hatte alle Chancen der Welt, mit der Schaffung des SGB I/X, die Privatwirtschaft zu zwingen, mehr Arbeitsplätze für behinderte Menschen zur Verfügung zu stellen.

Und wieder einmal die TAZ. Die, wie sich anhand dieses Beispiels zeigt, sich immer mehr zu einem neoliberalen (Menschen nur noch nach der wirtschaftlichen Funktion Ihres Selbst zu beurteilen) Blättchen wandelt. Ohne Sinn und Verstand argumentieren sie in eine Richtung, die für 90% der geistig behinderten Menschen gleichbedeutend ist mit einem Rückfall in die dunkelsten Zeiten des Umgangs mit ihnen (weggesperrt, entrechtet, ohne Zugang zu irgendeinem Arbeitsmarkt).

Zumindest gestehen sie ein, dass es nicht allein die WfbM sind, die einer Vermittlung von behinderten Menschen in den sog. 1. Arbeitsmarkt im Wege stehen. Nichts desto trotz, reicht ihnen die Existenz von WfbM aus, ein Horrorscenarium zu basteln. Zu diesem Zweck instrumentalisieren sie "wissenschaftliche Mitarbeiter" (???), die zu solchen Schlussfolgerungen kommen: "Wenn es nach Jürgen Homann ginge, müssten die Werkstätten nicht kostengünstiger werden, sondern schlicht verschwinden. Allerdings nicht aus wirtschaftlichen Erwägungen. Homann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Disability Studies der Universität Hamburg, kurz Zedis. "Solange es diese Einrichtungen gibt", sagt Homann, "bedeutet dies für die Betroffenen: Wer einmal drin ist, kommt in der Regel nicht wieder raus." Das stehe im Widerspruch zur Forderung nach Teilhabe von behinderten Menschen an der Gesellschaft und dem Arbeitsleben, die in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist. Auch dem Sozialgesetzbuch nach sind Werkstattträger dazu verpflichtet, den "Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt mit geeigneten Maßnahmen zu fördern"."

Wie schon vor Monaten gestehe ich zu, dass ich bei einem Drittel der Werkstattbeschäftigten sicher bin, dass sie das Zeug dazu haben, in der Privatwirtschaft einen Job ausfüllen zu können. Bei einem weiteren Drittel bin ich der Auffassung, dass es möglich sein könnte, dass sie einen Job in der Privatwirtschaft einnehmen könnten - vorausgesetzt unsere Gesellschaft ändert die Richtung ihrer Perspektive im Zusammenhang mit behinderten Menschen um 180 Grad. Beim verbleibenden Drittel bin ich mir sicher, dass es keine Macht geben wird, die es erreichen wird, dass sich diese Gesellschaft mit diesen Behinderten, im Bezug auf Arbeit und Teilhabe am Leben, auch nur ansatzweise auseinandersetzen wird.

Und ich stelle noch einmal die Frage: Wenn nun schon ca. 6.000.000 z.T. hervorrragend ausgebildete Menschen, in dem, von der TAZ bemühten Arbeitsmarkt, keine oder keine dauerhafte, tariflich bezahlte Arbeit finden, wie sollen es dann Menschen, die neben einer schweren geistigen Behinderung auch noch den Nachteil haben, schlechtest ausgebildet zu sein, in Konkurrenz zu den Massenarbeitslosen, einen tariflich bezahlten Arbeitsplatz finden?

Inklusion ist eine gesellschaftliche Megaaufgabe, die garantiert an anderer Stelle zu beginnen hat, als in den Behindertenwerkstätten. Vorrangig sehe ich da die Politik und die "Wirtschaft" gefordert. Wenn dann am Ende des Inklusionsprozesses die Abschaffung der WfbM stehen sollte, würde sogar ich dem vorbehaltlos zustimmen.

Wenn jemand Lust und Muße hat das Geschreibsel der TAZ sich reinzutun, bitteschön: http://www.taz.de/!87033/