Dienstag, 7. Juni 2011

Standpunkte

Alle Perspektive ist eine Frage des Standpunkts.
Wenn wir heute z.B. über Finanz- und Wirtschaftspolitik reden, haben wir in der Regel einen Standpunkt innerhalb des Systems und haben viele Aspekte dieser Politik internalisiert, so dass sie im Diskurs keine kritische Auseinandersetzung mehr möglich machen. Viele dieser Aspekte werden wie Naturgesetze behandelt, über die es keine Diskussion geben darf. Und so haben wir uns jeglicher kritischer Position beraubt und alle Diskussion geschieht nur noch systemimmanent.
Das System des "Kapitalismus 2" (siehe Claus Otto Scharmer, MIT) ist so umfassend und übermächtig, dass es den Aufbau einer kritischen Position fast unmöglich erscheinen lässt.
"Wie kritisiere ich etwas, das in galaktischer Umfassung von mir Besitz ergriffen hat?"
Alle Systeme haben die unangenehme Eigenschaft, alles unmittelbar in Bewegung zu versetzen, wenn man eingreift. Bei der Komplexität des "Kapitalismus 2" ist die prospektive Analyse der Auswirkungen nach einem Eingriff (z.B. Verstaatlichung der Banken, des Energie- und Lebensmittelsektors)eine nahezu übermenschliche Aufgabe. Es kommt hinzu, dreht man große Räder, fangen die kleinen an zu glühen und gehen kaputt - dreht man kleine Räder, ist die Wirkung auf die großen bisweilen gar nicht festzustellen.
Ein gesellschaftlicher Dialog ist aus weiteren Gründen nicht möglich und verhindert somit auch eine Systemkritik:
    - Die Seinsunterschiede zwischen Habenden und Nichthabenden sind so groß, dass eine Verständigung nicht mehr möglich ist. - Das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Kapital ist zerstört, da die größten Gewinne nicht im produktiven Bereich erziehlt werden. (außerden sind Arbeiter z.T selbst Kapitalisten) - Die Meinungsbildung geschieht ausschließlich durch die Kapitalisten - Die Schulen fürs Volk (Volksschule) sind aufgrund schlechtester Grundvoraussetzungen (schlecht und zu kurz ausgebildete Pädagogen, unzureichende Finanzmittel, Kapitulation vor der Soap usw.)am Ende. - Wo verortet sich jemand, der nichts hat, dem aber durch buntschillernde Medien vorgegaukelt wird, er gehöre dazu (Spezialisten auf diesem Gebiet sind die privaten Fernsehanstalten, besonders "Pro7") - Wenn Jugendliche durch den Abusus von Drogen und Alkohol der Wirklichkeit entfliehen wollen und die Inhaltslosigkeit ihres Alltags nur besoffen ertragen können und somit für eine kritische Bearbeitung ihrer Situation ausfallen.
"Empörung" und "Der kommende Aufstand" haben Ansätze, ich frage mich allerdings, wie bekomme ich die Grundlagen an die "Big Brother glotzenden" Mitmenschen heran. Ohne die läuft nämlich gar nichts.
Ich würde mich über ein paar Antworten freuen.