Mittwoch, 18. Januar 2012

Auch Spiegelredakteure können unglaublich blöd (oder gefährlich) sein


"Der Journalismus ist so minderwertig, dass er mit der Literatur nicht in einem Atemzug genannt werden kann, doch mag er als Mittel zur Reform genutzt werden." (Ambrose Bierce)

Da schreibt dieser unsägliche René Pfister, dem der Henri Nannen Preis aberkannt wurde, ohne Sinn und Verstand ein "Spiegel Essay": "Demokratie ohne Filter" und plädiert für die Abschaffung des Amtes des Bundespräsidenten. Und ich frage mich, wie kann einer Redakteur beim Spiegel sein, wenn er so wenig von unserer
Verfassung und deren Institutionen begriffen hat. Allerdings könnte es auch sein, dass er es begriffen hat, dann wäre das, was er schreibt, um so schlimmer.

So ist er der Auffassung, dass der Bundespräsident:
  • ..., nur eine Reminiszenz an das Kaisertum wäre, so eine Art Ersatzmonarch
  • ..., eine Reaktion auf den Naziterror gewesen sei, um die Deutschen von der neuen Verfassung zu überzeugen
  • ..., der antidemokratischen Erfahrung aus der Weimarer Republik entgegenwirken sollte

... und kommt dann zu dem Schluss, dass dies heute keinen Wert mehr habe und deshalb könne man getrost auf das Amt verzichten.

Welch abstruses Gedankengut?

Nur weil sich ein Großteil der bisherigen Präsidenten (so wie Herr Wulff) einen lauen Lenz gemacht haben und das Amt nur zu Ihrem Vorteil benutzten, ist es doch nicht überflüssig. Es ist in dem Kanon der gesetzgebenden Institutionen ein wichtiger Baustein. Fiele er weg, wäre dem uneingeschränkten Missbrauch der Gesetzgebung durch Parteien, Tür und Tor geöffnet.

Ich hege den Verdacht, dass mit dieser Initiative, der besten Verfassung dieser Welt, ernsthafter Schaden zugefügt werden soll, um sie sodann vollständig auszuhöhlen.

Skrupellosen Gesellen wie Herrn Pfister (siehe Vorgänge um den Henri Nannen Preis) traue ich niederigste Beweggründe zu.

Nach meinem Dafürhalten haben wir, das Volk, dafür zu sorgen, dass die Besetzung dieses Amtes durch Parteifreunde beendet wird. Merkelsche Machtspielchen sollten darin keinen Platz haben. Ich wäre dafür, dass der/die PräsidentIn parteilos zu sein hat, damit die Machtkomponente gar nicht ins Spiel kommt. Er/sie sollte aber weiterhin durch die Bundesversammlung gewählt werden und der Zuschnitt des Amtes sollte genau so bleiben.

Kommen wir auf den Eingangssatz zurück: Ich hoffe, dass diesem Geschreibsel Herrn Pfisters ein ernstzunehmender Journalist entgegentritt und der Reform der Machtpolitik in diesem Amt einen Artikel schreibt. Dem Spiegel bleibt zu wünschen, dass er Schreiberlinge wie Herrn Pfister möglichst nicht in seinen Reihen hat.